Training und Therapie:
Zuhören
Dr. Alfred Tomatis
Störungen der Hörfunktion
Störungen der Funktion des Gleichgewichtsorgans
Störungen der Dynamisierungsfunktion
Worum geht es?
Was ist Zuhören
Zuhören ist die Fähigkeit, sein Gehör zu benutzen!
• willentlich und konzentriert
• für die Gefühlsebene akzeptabel
• um zu lernen und zu kommunizieren
Zuhören ist eine Handlung! Es braucht die Fähigkeit, Klänge zu filtern, Inhalt und Form zu erkennen und diese Erkenntnis sofort zu bewerten, um angemessen reagieren zu können.
Man kann ein ausgezeichnetes Gehör haben und trotzdem ein schlechter Zuhörer sein!
Wer war Tomatis?
Dr. Alfred Tomatis war ein französischer Hals-Nasen-Ohrenarzt und Chirurg, welcher in jahrzehntelanger Forschungsarbeit und Praxis zu erstaunlichen Ergebnissen kam:
Der Fötus hört schon im Mutterleib
Schon in der 7.- 8. Schwangerschaftswoche ist die Aufteilung des Innenohrs abgeschlossen. Im 4ten Schwangerschaftsmonat erlangt der Hörnerv (versorgt Gleichgewichtsorgan u. Hörorgan) als erster aller Nerven seine elektrische Leit- und Funktionsfähigkeit. Gleichzeitig erlangt auch das Hörzentrum im Gehirn seine Funktionsfähigkeit und das Innenohr hat nun seine vollständige Größe erreicht.
Man hört nicht nur über den Luftschall, sondern vor allem über die Knochenleitung
Das Mittelohr (Trommelfell – Gehörknöchelchenkette – Fenster zum Innenohr) oder vielmehr die Gehörknöchelchenkette wäre aufgrund der Gelenkverbindungen und Bänder zwischen den Gehörknöchelchen ein ziemlich schlechter Schallleiter. Ein viel besserer Schallleiter ist allerdings der Knochen (Felsenbein), in welchem das gesamte Innenohr eingebettet liegt. Somit wird auch das vorgeburtliche Hören überhaupt erst plausibel.
Tomatis Theorie über den Hörvorgang lautet wie folgt:
Schall > Gehörgang > Trommelfell > Felsenbein > Innenohr > Hörnerv > Kontrollzentren im Gehirn > zurück zum Innenohr > Feinabstimmung durch Gehörknöchelchen und Muskeln im Mittelohr
Sie sehen also wie komplex dieser Vorgang ist, auch wenn dieser hier schon vereinfacht wurde. Da liegt es nur nahe, dass auf diesem Weg, den der Schall in Millisekunden gehen muss um als Gehörtes wahrgenommen zu werden, etwas schief geht.
Ist dies der Fall wird meist von einer auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung gesprochen. Organisch oder neurologisch bedingte Hörstörungen müssen hier ausgeschlossen werden.
Der Fötus hört fast ausschließlich die Stimme der Mutter
Das Kind liegt im Fruchtwasser. Der Kopf des Kindes wächst im Laufe der Schwangerschaft in die Beckenmulde der Mutter hinein. Die Mutterstimme wird durch die mütterliche Wirbelsäule, welche mit dem Becken verbunden ist optimal übertragen. Das Becken der Mutter verstärkt außerdem die ankommenden Frequenzen bis zu 2,5-fach. Geräusche von außen (Vaterstimme, Geschwister etc.) werden durch die Bauchdecke so stark gedämpft, dass sie für den Fötus nur hörbar wären, wenn sie extreme Lautstärke hätten und so die Knochen der Mutter vibrieren ließen. Außerdem ist der Fötus durch die Mutterstimme in der Lage, die Gefühlslage der Mutter zu erkennen und darauf zu reagieren. Hier entsteht ein erstes Kommunikations- und Verhaltensmuster, auf das alle späteren aufbauen.
Der Fötus hört fast ausschließlich hohe Frequenzen (Töne)
Das Knochensystem des Fötus wirkt wie ein Filtersystem. Dadurch ist es in der Lage, tiefe Frequenzen (Atmung, Organgeräusche, Verdauung der Mutter etc.) fast vollständig auszublenden. Auch die tiefen Frequenzen der Mutterstimme werden herausgefiltert. Der Fötus hört also nur noch ein Wispern und Zischeln.
Das Ohr liefert unserem Gehirn Energie
Mit der Weiterleitung des Schalls durch den Hörnerv (Umwandlung in elektrische Impulse) wird das Gehirn ständig stimuliert und somit mit Energie versorgt. Da wesentlich mehr Nervenfasern für die Weiterleitung der hohen Frequenzen verantwortlich sind als für die tiefen, wird das Gehirn folglich auch wesentlich stärker durch hohe Frequenzen mit Energie versorgt. Tiefe Frequenzen wirken entspannend und einschläfernd, hohe dagegen wirken dynamisierend und belebend.
Das Gehör(te) wird durch das Gehirn gesteuert
Auf dem Weg zum Hörzentrum im Gehirn durchläuft der Hörnerv verschiedene Stationen (Kontrollzentren). Unter anderem auch das Zentrum, in welchem Gefühle abgespeichert werden. Hier sind sowohl das Gefühlsleben des Fötus während der Schwangerschaft und Geburt abgespeichert, als auch jedes andere erlebte Gefühl im Kindesleben, Erwachsenenalter, bis hin zum alten Menschen. Gefällt dem Gefühlszentrum nicht was es vom Hörnerv bekommt, wird dies nicht korrekt weitergeleitet oder verfälscht. Hier können also schon Störungen im Mutterleib oder während der Geburt entstehen.
Unbewusst hört der Mensch nur, was er hören will.
Auch unsere Bewegung liegt im Ohr
Im Innenohr liegt nicht nur das Hörorgan, sondern auch unser Gleichgewichtsorgan. Es ist mit allen (quergestreiften) Muskeln im Körper verbunden und kontrolliert bei Bewegungen das Gleichgewicht, die Körperhaltung, Körperaufrichtung und den Muskeldruck. Es bestimmt außerdem Rhythmusgefühl und Raum-/Zeitorientierung. Befindet das Gleichgewichtsorgan alle Bewegungsabläufe und Spannungszustände im Körper für in Ordnung, werden diese Bewegungen weiterhin so ausgeführt. Findet das Gleichgewichtsorgan einen Fehler, wird dieser umgehend korrigiert. Tomatis fand heraus, dass das Gleichgewichtsorgan vor allem durch tiefe Töne stimuliert und erregt wird.
Auch das Ohr hört bevorzugt rechts oder links besser
Bei den meisten Menschen findet man eine Rechtsohrigkeit. Und das ist auch gut so, denn die dominanten Sprachzentren liegen bei fast allen Menschen (Rechts- und Linkshänder!) in der linken Gehirnhälfte. Der größte Teil der Hörbahn kreuzt allerdings auf dem Weg zum Hörzentrum im Gehirn auf die jeweils andere Gehirnhälfte. Wer also bevorzugt mit dem linken Ohr hört, muss erst über die rechte Gehirnhälfte und anschließend zurück zur linken, wo ja das dominante Sprachzentrum liegt.
Störungen der Hörfunktion

Analyse
• falsche Entschlüsselung: falsch wiedergegeben
• Sprache und Ton: langweilig/nuschelig
• Partysyndrom: alles ist wirr
• remdsprachen- schwierig
• Verunsicherung/Überempfindlichkeit/Rückzug
Anpassungsstörungen
• ständiges Ohrenspitzen ist anstrengend
• Lernen wird anstrengend
• Aufmerksamkeitsdefizite
• Inhalte werden nur teilweise oder ungenau gespeichert
• spricht zu leise oder zu laut
Lateralitätsstörungen
• falsche Raum-/Zeitwahrnehmung
• desorientiert: rechts/links
• Stottern, Dyslexie
• Schwierigkeit bei Genauigkeit/Gedächtnis
Kombinationen
• Kommunikationsschwierigkeiten
• spätes Sprechen
• Depression, Ängstlichkeit
• Rückzug/Aggression
Störungen der Funktion des Gleichgewichtsorgans
Haltungsschäden
• Rückenschmerzen
Störung der harmonischen Bewegung
• Unbeholfenheit
• Koordinationsprobleme
• wenig flexibel
• Ungenauigkeit bei Motorik
• Dysgraphie, Dyslexie, Dyskalkulie
Rhythmusstörung der harmonischen Bewegung
• Schwierigkeiten bei Rhythmusintegration
• Musik, Tanz
• Fremdsprachen
Störung der Raum- und Zeitwahrnehmung
• Schwierigkeiten bei Abläufen, Handlungen, Grammatik, Geschichte, Geometrie
• Verwechslung rechts/links u. oben/unten
• Orientierungsprobleme
Störungen der Dynamisierungsfunktion
Hochfrequenz-Schwerhörigkeit
• vor allem bei älteren Menschen
• Depression
• Erschöpfung
• Schwangerschaft
Tieffrequenz-Schwerhörigkeit
• Unruhe
• gestresst
• Rückzug
• Überforderung
Das Ohr hat demnach eine 3-fache Funktion:
• Funktion des unbewussten Hörens und des bewussten Horchens
• Energieversorgung des Gehirns
• Beeinflussung und Steuerung des gesamten Bewegungsorganismus durch das Gleichgewichtsorgan
Auf seinen Forschungen aufbauend hat Tomatis 3 Gesetze erstellt:
• Die Stimme enthält nur die Frequenzen, die das Ohr hört!
• Gibt man dem Ohr die Möglichkeit, nicht mehr oder nicht gut wahrgenommene Frequenzen wieder korrekt zu
hören, so treten diese augenblicklich und unbewusst in der Stimme auf!
• Die über einen bestimmten Zeitraum wiederholte Stimulation des Ohrs führt zur endgültigen Veränderung des
Gehörs und folglich der Stimme/Sprache!
Was ist die Tomatis®-Methode
Die Tomatis®-Methode ist eine Methode zur Erziehung des Ohres zum “Horchen” oder “Hören wollen” (zuhören, hinhören), daher der Begriff “Horchtraining”.
Tomatis hat auf den oben genannten Grundlagen eine Möglichkeit entwickelt um:
• die kleinen Mittelohrmuskeln, welche für die Feinabstimmung und Filterung des Gehörten zuständig sind, zu
trainieren
• die Schallübertragung zwischen Luftleitung und Knochenleitung zu optimieren
• eine Rechtsohrigkeit zu erreichen
• störende Einflüsse und Erinnerungen im Gefühlszentrum so umzustrukturieren, dass diese den Horchvorgang
nicht mehr negativ beeinflussen


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